Was sind die Vorteile und Nachteile eines Medizinstipendiums?
Vorteile eines Medizinstipendiums
1. Finanzielle Unterstützung
Dies ist sicherlich der offensichtlichste Vorteil eines Medizinstipendiums. Viele Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatliche Zahlungen und können dadurch auf einen Nebenjob verzichten oder zumindest die Arbeitsstunden deutlich reduzieren. Dies erlaubt es den Glücklichen, sich verstärkt auf das anspruchsvolle Medizinstudium zu konzentrieren. Zudem müssen Stipendien regelmäßig nicht zurückgezahlt werden. Ein Schuldenberg, der nach Beendigung des Studiums mühsam abgezahlt werden muss, entsteht nicht. Dies unterscheidet ein Stipendium vom BAföG, bei dem bis zu einem Höchstbetrag im Regelfall 50 % der erhaltenden Fördersumme zurückgezahlt werden muss.
2. Zugang zu einem Netzwerk
Langfristig wichtiger als die monatliche Unterstützungszahlung ist die Möglichkeit, Teil eines Netzwerks von Gleichgesinnten zu werden. Die Stipendiaten schließen lebenslange Freundschaften und werden Teil eines vitalen Netzwerkes, dass dazu beitragen kann, berufliche Chancen zu eröffnen und die Karriere zu beschleunigen.
3. Weiterbildung und Qualifikation
Nahezu alle Stipendiengeber beschränken sich nicht darauf, die Stipendiatinnen und Stipendiaten finanziell zu unterstützen. Sie möchten ihre Schützlinge fördern und entwickeln. Daher bieten sie in der Regel Seminare und Weiterbildungen an, die nicht nur die fachlichen Kenntnisse der Stipendiatinnen und Stipendiaten erweitern, sondern oftmals auch wichtige Soft Skills vermitteln, die im Studium eher zu kurz kommen. Stipendiaten erhalten somit die tolle Möglichkeit, sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen und über den Tellerrand hinauszuschauen.
4. Persönliche Betreuung
Viele Stipendiengeber weisen ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten einen persönlichen Mentor zu, der den Geförderten als zentraler und erfahrener Ansprechpartner zur Verfügung steht. Dies ist sehr wertvoll und oftmals können aufkommende Probleme oder schier unlösbare Herausforderungen mithilfe des Mentors schnell gelöst und beseitigt werden.
5. Potentieller Arbeitsplatz
In den letzten Jahren ist die Zahl der Krankenhäuser gestiegen, die zukünftige qualifizierte Angestellte frühzeitig an sich binden und für das eigene Unternehmen gewinnen möchten (Stipendien von Krankenhäusern). Dies hat Vorteile für beide Seiten: Medizinstudierende erhalten eine Förderung im Studium und können gleichzeitig ihren potenziellen Arbeitgeber kennenlernen. Auf der anderen Seite erfahren die Unternehmen mehr über ihre potenziellen zukünftigen Beschäftigten, als dies ein kurzes Bewerbungsgespräch jemals ermöglichen würde. Wenn das Krankenhaus zu dem Schluss kommt, dass der Stipendiat in das Team passt und der Geförderte sich mit der gelebten Kultur im Unternehmen identifizieren kann, dann steht einem reibungslosen Start in die praktische berufliche Tätigkeit als Assistenzärztin oder -arzt nichts mehr entgegen. Einen sanfteren und leichteren Einstieg in das Berufsleben gibt es nicht.
6. Positive Außenwirkung
Auch wenn es viele Stipendienprogramme gibt, so bekommen dennoch nur die wenigsten Medizinstudierenden ein Stipendium. Der Erhalt eines Stipendiums, vielleicht sogar über mehrere Jahre, stellt daher immer eine besondere Auszeichnung dar, die insbesondere beim Bewerbungsprozess um eine begehrte Stelle nützlich sein kann.
Nur wenige der Befragten konnten potenzielle Nachteile von Stipendien aufzählen. Diese zu kennen, ist aber wichtig, um sich letztendlich fundiert für oder gegen die Bewerbung für ein Medizinstipendium zu entscheiden. Aus Gesprächen mit Stipendiaten haben wir eine Liste mit potenziellen Nachteilen von Medizinstipendien erstellt. Dabei muss natürlich beachtet werden, dass der Rahmen und die Anforderungen sich von Stipendium zu Stipendium unterscheiden.
Nachteile eines Medizinstipendiums
1. Leistungsdruck
Ein Medizinstipendium ist in der Regel mit der Verpflichtung verknüpft, konstant sehr gute Prüfungsergebnisse im Studium zu erzielen und dem Stipendiengeber vorzulegen. Dies erzeugt einen nicht zu unterschätzenden Leistungsdruck. Dadurch verlieren Stipendiatinnen und Stipendiaten häufig ein gewisses Maß der Flexibilität, die die Studienzeit eigentlich auszeichnet. Es bleibt wenig Zeit für private außeruniversitäre Vorhaben, wie Auszeiten oder andere Projekte.
2. Zusätzliche Pflichttermine
Viele Stipendiengeber erwarten von ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten, dass sie sich aktiv einbringen und an den angebotenen Seminaren und Veranstaltungen teilnehmen. Dies kann hin und wieder problematisch sein. Zu denken ist hier insbesondere an die stressigen Prüfungsphasen, in denen nur wenig Zeit für außeruniversitäre Themen zur Verfügung steht.
3. Rückzahlungsverpflichtung
Einige Stipendienprogramme werden in Form eines zinslosen Förderdarlehens vergeben. Die A. Wilhelm Klein Stiftung, um nur ein Beispiel zu nennen, gewährt den Stipendiatinnen und Stipendiaten ein zweckgebundenes, zinsloses Förderdarlehen. Dieses muss nach Beendigung des Studiums in monatlichen Raten zurückgezahlt werden.